Otnit

Otnit

Die Aufführung des wenig bekannten, mittelalterlichen Heldenepos' Otnit ist Höhepunkt und Abschluss des zweisemestrigen, interdisziplinären Projektseminars zur praxisorientierten Lehre der Studierende der Fachrichtung Kommunikationsdesign mit der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Kommunikationsdesign beteiligte sich im Rahmen zweier Seminare daran, das mittelalterliche Helden-Epos Otnit in ein modernes Theaterstück zu verwandeln. Das grafische Erscheinungsbild, entwickelt von Yvonne Kümmel, zu dem Programmheft, Plakate, Flyer und Giveaways wie Buttons und Bierdosen gehören, vollzieht mit seiner kontrastreichen Umsetzung kongenial das dramaturgische Vorhaben nach. Die Studierenden des Grundlagenkurses haben Figuren und Szenen des Heldenepos' mit visuellen Geschichten und Animationen spannungsreich ergänzt.

Das Erscheinungsbild und Programmheft
Text Yvonne Kümmel
Fotografie: Andreas Funabashi

"Alles begann mit einem Seminar, einem alten Text und einer Gruppe Germanisten, die uns Gestaltern von ihrer Idee berichteten, ein mittelalterliches Epos in ein modernes Theaterstück zu verwandeln. Entgegen aller Vorurteile fingen wir an zu lesen und eroberten uns den Text. So entstanden fünf individuelle Entwürfe für das Erscheinungsbild des Projekts. Den kursinternen Wettbewerb konnte ich mit meinem Konzept für mich entscheiden.

Als Gestalterin versuche ich, Bilder für abstrakte Sachverhalte zu finden. Im Vordergrund steht hierbei die ganzheitliche Durchdringung des Themas, denn nur wer den Inhalt verstanden hat, kann ihm eine überzeugende und anschauliche Struktur verleihen. Die Herausforderung bestand darin, nicht nur dem Text und der Neuinszenierung gerecht zu werden – die Gestaltung sollte ebenso die Initiatoren widerspiegeln.

In meinem Konzept verbindet reduzierte Umsetzung mit starken Kontrasten die mittelalterliche Erzählung mit der modernen Theaterinszenierung: Durch die in unterschiedlicher Weise aufeinander reagierenden Wörter und Linien erzählt das Plakat das Epos nach; in einer Art von Drehbuch berichten die verschiedenen Flyer über einzelne Szenen des Stücks. Durch die Stärke sowie die Position der Linien zu den einzelnen Wörtern werden Verhältnisse zwischen Personen beschrieben, aber auch Aufgaben, Vorhaben und Stimmung deutlich."

Otnit-Projekt: Die Muster

Ein visuelles, animiertes Register der Figuren von Otnit.
Text: Studierende des Kurses Gestaltungsgrundlagen

Von dem Projekt einmal abgesehen, entpuppte sich schon das Epos an sich als eine echte Herausforderung, war diese Art von Literatur den meisten von uns bisher doch fremd. Also hieß es zunächst, einen Zugang zum Werk zu schaffen – wie groß war die Freude, als es uns schließlich gelang, Ordnung ins Chaos zu bringen und größere Zusammenhänge herzustellen! Endlich schafften wird es, uns die ungewöhnliche Struktur des Textes und der Figuren für unsere Arbeit zu Nutze zu machen, und es gelang uns, eine Art „visuellen Index“ für das Werk zu erstellen. Die Endergebnisse sind ebenso vielfältig wie Otnits Welt, die unsere Fantasie beflügelte und der gestalterischen Freiheit keine Grenzen setzte. Von grafischen Erzählungen bis hin zu humorvoll bunten Stop-Motion-Videos ist alles dabei. Mal ist der Bezug zum gestalteten Motiv eindeutig, mal muss man einen zweiten Blick wagen, um die volle Tiefe zu begreifen – genauso wie im Epos selbst. Besonders die Unterstützung des gesamten Teams hat dafür gesorgt, dass die Auseinandersetzung mit einem Werk wie Otnit nicht nur überaus lehrreich war, sondern auch jede Menge Spaß gemacht hat. Natürlich waren auch hier (wie bei jedem gelungenen Projekt) Durchhaltevermögen und Frustrationsresistenz gefragt, vor allem wenn es um die Umsetzung der teilweise überaus komplexen Ideen ging. Und so wurde hinterfragt, überarbeitet, immer wieder von vorne angefangen, neue Grenzen wurden getestet – sodass wir am Ende mit unserer Arbeit vollauf zufrieden sind! Unter Anleitung von Prof. Anna-Lisa Schönecker (Hochschule Mainz) hat sich der Kurs „Grundlagen der Gestaltung“ mit Otnits visueller Seite befasst und dabei dem Text ein ganz neues Gesicht verliehen.

Erscheinungsbild, Corporate Design, LyrikLabor, Otnit, Helden Epos

Related Projects